12.04.2020

Ausgangssperre für den Osterhasen 

Eine kleine Geschichte über die Zeit und Mühe für unser schönes Osterfest mit der ganzen Familie - wie es eigentlich wäre

An einem ganz gewöhnlichen Ostersonntag wären meine Eltern mit Sicherheit schon seit 7 Uhr auf den Beinen. Zumindest glaube ich das... Meine Eltern sind Schlaftyp Eule - was bedeutet, es geht nie vor 1 oder 2 Uhr Nachts ins Bett und da ist 7 Uhr schon recht früh. Aber an einem Ostersonntag brauchen sie sicherlich viel Zeit am Morgen. Denn um viertel eins (für meinen nicht aus Bayern stammenden Mann "12:15") kommt die ganze Rasselbande eingelaufen und vorher gilt es, ein Wahnsinns-3-Gänge-Menü auf die Beine zu stellen. Dabei werden sämtliche Spezialwünsche aller Familienmitglieder berücksichtigt: während etwa ein Drittel der Familie nur pflanzliche Produkte zu sich nimmt, würde der andere Teil etwas vermissen, wenn nicht doch irgendwo ein Braten in der Röhre wäre. Dann gibt es Enkelinnen die keine Pilze ("Wie kann man denn sowas essen?") mögen und die statt Klößen ("Iiiih, Klöße!") noch eine Extra-Portion Nudeln gekockt bekommen. Die Kapazität des Herdes mit seinen vier Herdplatten ist da schon lange erschöpft, es wird also mit externen Kochplatten nachgeholfen. Wer jetzt als Küchenmädchen- oder junge mithelfen möchte, würde erst mal einen Küchen-Lageplan benötigen. Auf Hilfsangebote kommt meist: "Bring mir kein Chaos in meine Küche". Mein Vater meidet am Vormittag also eher die heiligen Räume, ist aber mit dem Umbau des Wohnzimmers sowieso gut beschäftigt, damit die ganze Familie an der langen Tafel Platz findet, die er hübsch österlich eindeckt. 

Das Motto "Liebe geht durch den Magen" trifft bei meiner Mutter jedenfalls vollkommen zu, denn dass das Festmenü mit viel Liebe gekocht ist, schmeckt man eben einfach! 

Aber das Kochen ist ja längst nicht alles. Das wahre Highlight am Osteressen bei meinen Eltern ist nämlich die alljährliche Nestersuche. Und um die kommen auch alle erwachsenen Kinder und Schwiegerkinder nicht drum herum. Selbst nach jahrzehntelanger Osternest-Sucherfahrung, kann sich so eine Nestersuche im Garten, Hof und der alten Scheune schon mal 30 Minuten hinziehen. Ich weiß nicht, wie viele Tage im Vorraus meine Mutter schon beginnt, sich Gedanken über die Versteckmöglichkeiten der Nester für 13 Personen zu machen. Der Osterhase freut sich jedenfalls über die tollen Verstecktipps meiner Mutter!  

Für mich sind meine Mutter und mein Vater jedenfalls die besten Familien-Osterfest-Ausrichter, die es gibt. Aber ein großes Osterfest auszurichten, bleibt in diesem Jahr leider nur eine Geschichte. Der Osterhase hat Ausgangssperre und natürlich findet das Osteressen und die Nestersuche auch in unserer Familie dieses Jahr nicht statt. Zumindest nicht heute und morgen. Und das ist auch gut, schließlich wollen wir noch viele Ostersonntage gemeinsam verbringen. Nachholen kann man den gemeinsamen Tag auch noch später. Und wer weiß, wenn dann sowieso alles anders ist, können wir ja das Kochen übernehmen, auch wenn es natürlich nicht ganz so lecker wäre.