17.06.2020, Svenja Hausschmid 

Der Rettungs-Ring 

Letzte Woche durfte ich eine ganz wunderbare Erfahrung machen: ich habe an einem Gesprächs-Ring teilgenommen! Das hört sich wohl erst einmal eher unspannend an, aber dahinter steckt eine ganz große Sache: 

Das Projekt Rettungs-Ring wurde direkt zu Beginn der Corona-Pandemie von krisenerfahrenen Menschen ins Leben gerufen und stellt ein Online-Beratungs- und Unterstützungsangebot für Menschen in psychischen bzw. seelischen Krisen dar. Unter der Leitung von Isabell Schick, Leiterin der Selbsthilfegruppe Seelische Gesundheit, Mitglied im GPV Neu-Ulm/Günzburg und Inklusionsbeirat der Stadt Ulm, wurde innerhalb kürzester Zeit ein regelmäßiges Online-Treffen initiiert, darüber hinaus ein Schulungs- Verwaltungssystem und eine eigene Website ins Netz gestellt.

Es gibt verschiedene Rettungs-Ringe, darunter befindet sich der Gesprächs-Ring: Hier können sich die Teilnehmer treffen, um sich im Beisein von Moderatoren über aktuelle Anliegen auszutauschen. Dann den Beratungs-Ring: Hier können sich die Teilnehmer zu Themen, die von den jeweiligen Moderatoren angeboten werden, austauschen. Einen Freizeit-Ring: Hier treffen sich die Teilnehmer, um gemeinsam Ihren Vorlieben und Hobbys nachzugehen. Je nach Moderator werden die unterschiedlichsten Angebote entstehen. Von kulturellen Angeboten über singen oder Bewegung bis hin zu gemeinsamen rätseln oder basteln ist vieles möglich. Des Weiteren einen Kids-Ring: Kinder bedürfen in solchen Zeiten besonderer Aufmerksamkeit. Sie können zwar häufig verstehen, dass sie ihre Freunde und Großeltern nicht mehr sehen dürfen, oder dass sie momentan nicht in die Schule gehen können und daher zu Hause lernen müssen. Trotzdem fehlt den Kindern unglaublich viel, was bisher in ihrem Leben selbstverständlich war. Die Kinder sollen hier eine Möglichkeit erhalten, sich mit anderen Kindern auszutauschen, gemeinsam etwas malen oder zusammen Ideen entwickeln, wie sie mit der Situation umgehen können. Dies wird natürlich unter der Moderation von besonders einfühlsamen Moderatoren stattfinden. Und zuletzt einen Helfer-Ring: Menschen in sogenannten systemrelevanten Berufen gehen tagtäglich weit über ihre eigenen Grenzen hinaus, um für uns alle da zu sein. In diesem Ring wollen wir den Helfern helfen, damit sie in ihrer wenigen Freizeit die Möglichkeit haben, auszuschnaufen und durchzuatmen. Hierfür stehen Moderatoren bereit, die sich schon vor der Corona-Zeit für Menschen in pflegenden Berufen eingesetzt haben.

Insgesamt haben bereits über 135 Rettungsringe stattgefunden! Eine sehr beachtliche Zahl. Dementsprechend ist die Nominierung zum Preis für Digitales Miteinander nur gerechtfertigt. Wir von SeKo drücken ganz fest die Daumen und möchten unseren Lesern der Mutmach-Börse das Angebot ans Herz legen. 

Die Atmosphäre im Gesprächs-Ring, den ich besucht habe, war sehr herzlich. Obwohl sich die anderen Teilnehmenden schon aus vergangenen Sitzungen kannten, fühlte ich mich keinen Moment schlecht aufgehoben, sondern sehr gut integriert. Wer etwas beitragen will, darf dies tun und wer eher ein „stiller Zuhörer“ sein möchte, wird auch nicht in eine unangenehme Situation gebracht. Vor allem die Offenheit der Anderen hat mich begeistert und auch das gemeinsame Überlegen zu einem konkreten Problem, das in den Gesprächs-Ring eingebracht wurde führte zu einer Lösung. 

Alles Gesprochene bleibt selbstverständlich im Rettungs-Ring und wird nicht weitergetragen. Es besteht die Möglichkeit auch anonym teilzunehmen, indem man sich einen eigenen Nickname gibt, oder sich per Telefon einwählt.

Weitere Infos sind auf der Homepage des Rettungs-Rings zu finden, darüber hinaus die kommenden Termine und andere lesenswerte Beiträge:  https://rettungs-ring.de/

Nun nochmal ein herzliches Dankeschön an die Initiatoren des Projekts, die Moderatoren, die in ihrer Freizeit für den Rettungs-Ring tätig sind und die Teilnehmenden, die ich kennen lernen durfte. Auch wenn nun weitere Lockerungen beschlossen wurden bin ich der Meinung das der Rettungs-Ring ein tolles Zusatzangebot für alle ist. Probieren Sie es einfach aus!

Svenja Hausschmid, SeKo Bayern