Wie ich zum Alkohol kam

Text: Werner Müller, Kreuzbund Würzburg Gruppe 7

Geboren am 16. Juli 1954 in Würzburg wuchs ich im Kreis meiner Familie und einem zwei Jahre älteren Bruder im noch durch Kriegszerstörung gekennzeichneten Stadtteil Zellerau auf. Dieser Stadtteil war damals sehr verrufen.

Mein Vater war erst 1950 aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt. Er ist gebürtiger Thüringer. Durch die Trennung in DDR und BRD war seine Heimat und seine Familie weggebrochen. Dies und die Kriegserlebnisse hat er nie verkraftet und so fing er leider an zu trinken. Dies waren für mich teilweise schlimme Erlebnisse, über die ich hier nicht reden möchte. Insgeheim sagte ich zu mir: So wie mein Vater – bezogen auf Alkohol – möchte ich nicht werden.

Als ich älter wurde, habe ich oft bewusst bei Nachbarn bzw. Bewohnern der Zellerau die Auswirkungen von zuviel Alkohol wahrgenommen.

Als ich 11 Jahre alt war verstarb mein Vater und so musste meine Mutter als junge Witwe für uns sorgen. Dies war für uns alle eine schwere Zeit und oft hätte ich später – als Pubertierender- den Rat des Vater brauchen können. Oft war ich orientierungslos.

Im Alter von 12 Jahren begann ich ein Musikinstrument zu spielen. Nach dem Ablegen der Mittlerer Reife Prüfung erlernte ich den Beruf des Techn. Zeichners. Mit 16 Jahren habe ich mich u.a. einem Spielmannszug angeschlossen, der Teil einer Karnevalsgesellschaft ist. Bei den Proben und bei den Auftritten, speziell im Fasching, war immer Alkohol präsent. So begann ich schon früh, dem Alkohol zuzusprechen.

Dann kam die Bundeswehr. Auch hier wurde nicht nur Kaffee getrunken…

Während der Bundeswehrzeit ging meine Verlobung in die Brüche und so holte ich mir Trost bei dem „Freund“ Alkohol. Langsam stieg meine Alkoholverträglichkeit.

Nach dem zweijährigen Dienst fand ich eine Anstellung bei den US-Streitkräften in Würzburg. Hier hatte ich Zugriff zu Whisky und anderen harten Getränken. Ich hatte eine Beschäftigung im Außendienst und war auf den Führerschein angewiesen. Meine Alkoholverträglichkeit stieg weiter und so kam was kommen musste: Die Fahrerlaubnis wurde eingezogen. Es wurde für meine Tätigkeit eine Lösung gefunden und konnte so die Arbeit ohne Einbußen erledigen. Dies hat mich jedoch nicht bewogen, den Alkoholkonsum einzuschränken – im Gegenteil: Jetzt hatte ich erstrecht Grund zu trinken.

Dann kam die ersehnte Wiedererteilung der Fahrerlaubnis. Aber trotzdem habe ich weitergetrunken. Zwischenzeitlich habe ich mich einer Musikkapelle angeschlossen und spielte nun in der „bezahlten“ Musik (Bier- Schützen, Weinfeste) und der Alkohol war mehr denn vorher präsent.

Im Jahr 1986 wurde unser Sohn geboren und ich wechselte den Arbeitgeber. Ich trank weiter und es kam was zu erwarten war: die Fahrerlaubnis wurde erneut eingezogen. Dies hat mich jedoch nicht bewogen, den Alkohol zu meiden. Im Gegenteil - jetzt trank ich noch mehr.

Nun stand die Wiedererteilung an. Es war bei mir ein Wiederholungsfall und musste zur MPU. Da ich mein Alkoholproblem nicht erkannte (oder zum damaligen Zeitpunkt nicht erkennen wollte), kam es wie zu Erwarten: Die Berurteilung fiel negativ aus und ich musste ein weiteres Jahr warten.

Dies war für meine Frau mit unserem neugeboren Sohn eine schwere Zeit.

Nun begann sich das Rad immer schneller zu drehen - Musik, Fasching, mehr Alkohol. Die alkoholverträglich stieg…

Unsere Tochter kam zur Welt und der Alkohol war immer mehr bei mir.

Erneuter Entzug der Fahrerlaubnis…

Zur Zeit bin ich seit 50-Jahren im Fasching und seit 52 Jahren in der Musik aktiv.

Interessiert, wie meine Geschichte weitergeht? Na, dann bitte melden.