Was Selbsthilfe bedeutet und wie eine Gruppe entsteht und wirkt

Das bedeutet Selbsthilfe

Grundsätzlich meint Selbsthilfe die Fähigkeit, sich mit eigener Kraft aus einer Not- oder Problemlage zu befreien bzw. Schritt für Schritt diesen Weg zu versuchen. 

Selbsthilfe meint aber auch gegenseitige Hilfe im Sinne von solidarischer Hilfe durch “nicht-professionelle Helfer*innen”, die keine Bezahlung erhalten und auch keinen institutionellen Regeln unterliegen. Denn Selbsthilfe gelingt in einer Gruppe von Gleichbetroffenen leichter als alleine, frei nach dem Motto der Anonymen Alkoholiker: „Du allein kannst es, aber du kannst es nicht alleine“. 

Eine Selbsthilfegruppe ist der freiwillige Zusammenschluss von Menschen. Diese unterstützen und helfen sich mittels solidarischer Interaktionen. Das Engagement in der Selbsthilfe basiert auf direkter Betroffenheit und gemeinsamer Solidarität. 

Selbsthilfegruppen sind deutlich abzugrenzen zu professionellen Hilfen wie psychologischer oder medizinischer Beratung und Therapie. Hauptanliegen der Gruppe ist der Erfahrungs- und Wissensaustausch, um den Alltag besser zu meistern. In der Regel setzt sich eine Selbsthilfegruppe aus Betroffenen oder/und Angehörigen zusammen: Erfahrene Selbsthilfegruppenmitglieder werden zu „Expert*innen in eigener Sache“ und geben so ihr Erfahrungswissen an neue Gruppenmitglieder weiter. Desweiteren kooperieren viele Selbsthilfegruppen eng mit dem professionellen medizinischen oder sozialen Hilfe-System. Es gibt Selbsthilfegruppen für gesundheitliche und soziale Problembereiche.

So entsteht eine Selbsthilfegruppe

Eine Selbsthilfegruppe entsteht aus dem Bedürfnis betroffener Personen, sich untereinander auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Aus ihrer gemeinsamen Betroffenheit heraus entwickeln die Mitglieder von Selbsthilfegruppen Solidarität, Verständnis und gegenseitige Hilfe. Wichtig ist die Tatsache, dass die Gruppe einen “Schutzraum” bietet, in dem Offenheit und Vertrauen möglich sind.

Durch Erfahrungsaustausch, gegenseitige Entlastung und Ermutigung lernen die Mitglieder voneinander und miteinander.

Sie tun dies ohne professionelle Leitung, aber durchaus teilweise mit zeitlich begrenzter professioneller Unterstützung (z.B. durch eine Selbsthilfekontaktstelle in der Anfangsphase oder bei Krisen), denn die ständige Anwesenheit von Personen aus dem professionellen Bereich oder anderen Nichtbetroffenen würde sich bei diesem Prozess nachteilig auswirken.

So wirkt eine Selbsthilfegruppe

Die Selbsthilfegruppe stärkt die Menschen in und nach Krisen durch die Entwicklung einer vertrauensvollen Beziehung zu den anderen Gruppenmitgliedern. Durch Erfahrungsaustausch, Verständnis und Anteilnahme wird Unterstützung und ein Hilfsnetz aufgebaut.

So bietet die Gruppe ein geschütztes Lernfeld zur Verbesserung der sozialen Beziehungen. Dieses Modell hat positive Auswirkungen auch auf das Lebensumfeld des Betroffenen außerhalb der Gruppe: Das Selbstwertgefühl wird gefestigt, gesunde Anteile werden gestärkt.

Außerdem verfügt die Gruppe über zahlreiche Informationen zum eigenen Thema: z.B. zur Krankheit, zur Bewältigung von Folgeproblemen wie der existenziellen Sicherung, der sozialen Beziehungen etc. und welche professionelle Hilfe sinnvoll ist. Dieses Spezialwissen wird vielfach auch von Außenstehenden genutzt, zum Beispiel von Angehörigen und Freund*innen, von Neubetroffenen oder Kooperationspartner*innen aus dem professionellen System.